Gleich am frühen Morgen starte ich meine Wanderung auf dem Wanderweg 4. Dieser führt am Pitseng-Wasserfall vorbei und soll recht einfach zu begehen sein. Das ist er tatsächlich. Meist ist der Weg sogar gepflastert. Dennoch fühle ich mich unwohl. Von überall prasseln die typischen Waldgeräusche auf mich ein: Vogelgezwitscher, das Summen einer Biene, das Rascheln der Blätter, … Ich muss mir eingestehen, dass ich den Wald nicht mag. Also, doch, auf Fotos oder in meiner unwirklichen Vorstellung schon, aber in der Realität hasse ich es im Wald zu sein. Vor allem denke ich an die Insekten und Spinnen, die im Wald leben. Es steht ganz klar fest, dass ich letztgenannten nicht begegnen möchte und so hetze ich an einigen Stellen eher den Weg entlang als dass ich ihn wirklich genieße. Gleichzeitig habe ich mich besser verhüllt als die muslimischen Frauen des Landes. Bei mir sind wirklich nur noch die Augen zu sehen. Den Rest habe ich bedeckt, um die „Angriffsstellen“ für Mücken und Spinnen so klein wie möglich zu halten. Wenn mich jemand gesehen hätte, hätte der gedacht, ich ticke nicht ganz richtig. Selbst der mickrige Wasserfall kann meine Stimmung nicht aufhellen und ich bin mehr als froh als ich den Endpunkt der Wanderung erreicht habe. Von hier aus sind es noch knapp vier Kilometer bis nach Brinchang. Der Weg führt immer an einem Golfplatz entlang. Aber naja, alles ist besser als weiter durch einen Wald zu gehen.
Am Ortseingang in Brinchang mache ich eine erste kurze Pause bevor ich zur Big Red Strawberry Farm laufe. In den Cameron Highlands wird nämlich nicht nur Tee, sondern auch allerhand Obst und Gemüse angebaut. Die Erdbeerfarm ist gut besucht. Viele Einheimische bzw. asiatische Touristen fotografieren sich mit allen möglichen Salatpflanzen und kitschigen Aufstellern. Von Erdbeeren selbst ist leider nicht allzu viel zu sehen. Das ändert sich jedoch schlagartig als ich den zugehörigen Farm-Shop erreichte. Dort kann man T-Shirts, Mützen und diverse Süßwaren kaufen. Hauptsache, die Dinge haben etwas mit Erdbeeren zu tun. Gleich nebenan gibt es ein Café und ich gönne mir ein Eis mit frischen Erdbeeren sowie einen Erdbeer-Shake. Beides schmeckt sehr gut. Über die asiatischen Essgewohnheiten muss ich allerdings ein bisschen schmunzeln, denn die essen schon am Vormittag Pommes und dann dazu einen Erdbeerkuchen. Irgendwie eine komische Mischung.
Nach der Erdbeerfarm habe ich einen langen Weg vor mir. Ich möchte nämlich zur BOH-Teeplantage, die 7.5 km entfernt liegt. Der Weg führte mich immer an der Straße entlang. Kurz habe ich überlegt, mir ein Taxi zu nehmen, aber ich konnte leider Keines entdecken. Und so laufe ich und laufe ich und erreiche irgendwann die Butterfly Farm, die ich spontan besichtige. Außer einer großen Halle mit diversen Schmetterlingen gibt es dort nicht allzu viel zu sehen; nur einige Terrarien mit Schlangen und Insekten. Trotzdem für einen Zwischenstopp ganz nett. Nun ist es nicht mehr weit bis zur Teeplantage. Das dachte ich jedenfalls. Doch dann sehe ich ein Werbeschild: „3,5 km“. Ernsthaft, die reine Zufahrtsstraße zur Plantage ist soooo lang.
Mittlerweile tun mir die Füße weh und ich habe riesigen Durst. Ich kann mich nur etwas über die vorbeifahrenden Autos freuen, aus denen mir fröhlich Kinder zuwinken. Als ich endlich bei der Plantage ankomme, ist mir alles egal. Nicht mal mehr eine Führung will ich mitmachen. Ich habe nur noch Durst, Aber glaubt ja nicht, dass man auf einer Teeplantage Softdrinks kaufen kann! Die haben wirklich nur TEE! Also trinke ich aus Verzweiflung Eistee, den ich eigentlich gar nicht mag. Aber es ist das einzige Getränk, das nicht aus schwarzem Tee hergestellt wird, den ich noch weniger mag.
Für den Rückweg nach Tanah Rata will ich mir nun ein Taxi nehmen. Wirklich. Aber weit und breit ist keines zu sehen. Kurz überlege ich, ob ich mich an den Wegesrand setzen und heulen sollte. Oder ob ich es mit trampen probieren sollte? Aber Autos anhalten… das ist nicht so mein Ding. Vor allem sind die Wagen mit Großfamilien bereits vollgestopft genug. Also doch wieder zurücklaufen. Glücklicherweise muss ich den Weg dieses Mal nicht ganz alleine gehen, sondern habe ein malaysischen Pärchen chinesischer Abstammung neben mir, mit denen ich mich nebenbei unterhalten kann. Wenigstens etwas. Aber sonst bin ich einfach nur fertig mit den Nerven.
Als ich das Ende (bzw. den Anfang) der Zufahrtsstraße erreicht habe, bin ich verzweifelt genug, um in die gegenüberliegende Bienenfarm zu gehen und dort jemanden zu bitten, mir ein Taxi zu rufen. Aber es kommt anders. Auf dem Weg in den Bienenfarm-Shop fragt mich ein älterer Mann, wo ich hinwolle. Ich nenne ihm das Ziel und endlich ist das Glück mit mir. Er sei der Fahrer einer Touristengruppe und könne gerne bei ihm mitfahren. Mein Tag ist gerettet! Und so fahre ich im umgebauten Kofferraum auf einer Sitzbank zurück nach Tanah Rata. Es ist zwar nur eine gekrümmte Haltung möglich und das Auto bewegte sich wegen eines Staus etwas langsam vorwärts, aber ich muss nicht zurücklaufen (und auch nichts bezahlen). Yeah!
Übrigens sind manche Asiaten echt süß. Als ich auf die anderen Touristen wartete, sprach mich eine Chinesin an und zerrte ihre erwachsene Tochter herbei, die dem Englischen wohl mächtiger war als sie selbst. Die Tochter durfte nun übersetzen, dass sie mich aus dem Auto gesehen hätten, wie ich die Teeplantage entlanglief und dass ich voll hübsch wäre. Außerdem reichte mir dir Mutter ein Taschentuch für meine klebrigen Hände (ich hatte eine Orange geschält) und wollte unbedingt meine Hand schütteln. Hat nur noch gefehlt, dass sie ein Foto mit mir machen wollte! Nee, im Ernst, ich mag die Chinesen. Die sind irgendwie offener als die Malaysier und ich halte mich auch beim Essen eher an die Chinesen. Vielleicht sollte ich China mal einen Besuch abstatten.
1 Kommentar
Zauberlehrling3
22. September 2013 at 17:08Zum Wald: Schön beschrieben. In meinem Kopf lief gerade ein kleiner Comic-Film mit einer großen europäischen Frau, von oben bis unten mit Klamotten verhüllt, schnell durch den Wald hastend. Kaum links und rechts guckend, nur endlich raus wollend. Und das, obwohl der Urlaub doch (unter anderem) genau das zum Ziel hatte: Wälder sehen & bereisen. 😀 Herrlich! 🙂 Aber das wird schon. Denk einfach nicht zu viel über die unschönen Tierchen nach, sonder lieber über etwas, das dir weniger Angst macht. 😉